5 Federn, Rezension

»3517 Anno Domini: Wir waren Götter« von Raik Thorstad

»3517 Anno Domini: Wir waren Götter« von Raik Thorstad ist im Januar 2018 im Cursed Verlag erschienen. Das Buch hat 576 Seiten und gehört in das Genre Science Fiction.
Wem das Ganze bekannt vorkommt, muss sich nicht wundern. Das Buch ist 2014 schon im Incubus Verlag erschienen. Ich bin froh, dass es im Cursed Verlag ein neues Zuhause bekommen hat. Wer noch die alte Version besitzt, braucht jedoch keine Angst haben, es gab keine inhaltlichen Änderungen.

Ich danke dem Cursed Verlag für das Rezensionsexemplar.

Klappentext:
1500 Jahre in der Zukunft: Die Erde hat sich verändert. Weite Teile sind unbewohnbar geworden, die Staatenverbände sind zusammengebrochen, die Bevölkerung ist durch Seuchen und Katastrophen dezimiert worden. Die Überlebenden haben sich zu neuen Gesellschaften zusammengeschlossen, und Demokratie und Humanismus sind längst verblasste Visionen.
In dieser Zeit wird Aiden, ein Arbeiter auf den Schiffen der Festungsstadt, an den Herrschersohn Ragnar verschenkt. Gefangen zwischen Faszination für das luxuriöse Leben und Entsetzen über die Manipulationen, die man an seinem Körper vornimmt, verweigert er sich seinem Herrn. Aber Ragnar ist kein Mann, der leicht aufgibt. Wichtiger als das: Er kann es sich nicht leisten, Aidens Sympathie zu verspielen. Dafür steht er zu nah am Abgrund.
Denn während die beiden um Zuneigung, Respekt, Sex und Freundschaft ringen und Ragnar versucht, sich seinem herrischen Vater Takir zu beweisen, findet hinter den Mauern der Festung ein anderer Kampf statt.

Rezension:
Dieses Buch bietet so viel, dass es mir schwerfällt, die richtigen Worte zu finden. Am besten fange ich mit den beiden Protagonisten an.

Aiden ist ein Bewohner aus der Unterstadt. Er ist ein starker Charakter mit einem unfassbaren Dickschädel und hat mich ziemlich schnell in seinen Bann gezogen, da er nicht einfach kuscht und sich klein macht, auch wenn es für ihn an einigen Stellen besser gewesen wäre. Seine Vorurteile den Festungsbewohnern und vor allem Ragnar gegenüber, konnte ich ihm kaum übel nehmen. Und doch hat Aiden das Herz und den Kampfgeist um hinter Ragnars Fassade zu schauen und seine Ansichten zu überdenken.
Natürlich kommt so eine Änderung nicht einfach so, aber gerade das macht es so realistisch.

Ragnar hingegen ist ein Prinz und im größtmöglichen Luxus aufgewachsen. Jedoch auch sehr isoliert. Er kennt seine Eltern und die Diener in der Festung, dementsprechend ist es eine große Umstellung mit dem starrköpfigen Aiden aneinanderzugeraten, der so gar nicht der willige und einfach Lustdiener ist, den Ragnar erwartet hat. Ich mochte seine unwissende Art, auch wenn er mir an einigen Stellen wirklich leidtat. Ragnar musste auf die harte Tour lernen, dass ein Käfig immer noch ein Käfig ist, auch wenn er goldene Gitterstäbe hat und das Tyrannei auch vor der Familie nicht halt macht.
Eine meiner kleinen Lieblingsszenen von Ragnar ist, wo er seine »klassische Musik« laut aufdreht und sich aufs Bett wirft. Ich finde diese Szene total süß und Ragnar wird mir dadurch sehr sympathisch.

Beide Protagonisten müssen lernen, mit der neuen Situation umzugehen, sie müssen abwägen, ob sie sich vertrauen können. Ob eine Zusammenarbeit und ein friedvolles Miteinander möglich sind. Ragnar wie auch Aiden beißen um sich, machen Fehler, sind inkonsequent in ihrem Handeln und gerade durch diese Handlungen sind sie mir total nah.
Durch eine Verkettung von unglücklichen Umständen gehen sie zusammen durch die Hölle und fangen an, weiter zu sehen, als nur bis zu ihrem eignen Horizont. Wenn auch nur langsam.

Raik schreibt wirklich fantastisch. Von der ersten Seite an, war ich total in der Story. Der Autor schafft es mit einem unglaublichen Sprachgefühl, jedes Detail der Festungsstadt auf dem Meer vor meinen Augen erscheinen zu lassen. Die Dialoge sind durchdacht und ansprechend. Ich bekomme die Infos, um die Geschichte zu genießen, wenn ich sie brauche. Es wird kein Infodump betrieben.
Es gibt nur einen klitzekleinen Punkt, den ich bemängeln muss. Aiden ist relativ ungebildet und kann auch nicht sehr gut lesen. Wenn er dann jedoch weiß, wofür die medizinischen Geräte in der Festung gedacht sind oder relativ komplizierte Wörter benutzt die seinen Bildungsstand theoretisch übersteigen, ist es für mich nicht ganz stimmig. Später hilft er auch Ragnar bei einer sehr intensiven Recherche, die unter anderem viele agrarwissenschaftliche Daten enthält.
Und auch wenn Aiden in der Zeit bei Ragnar vielleicht noch einiges lernt, fällt es mir ein wenig schwer zu glauben, dass er das ohne weitere Probleme einfach so hinbekommt und die Daten, zumindest teilweise, auch auswerten kann.
Aber ich bin ehrlich. Diese kleine Ungereimtheit nimmt so wenig Platz in der Geschichte ein, dass ich später kaum noch darüber nachgedacht habe. Nur ganz unerwähnt wollte ich sie nicht lassen.

Ich empfehle das Buch jedem, der sich vollkommen in eine Geschichte fallen lassen möchte. Großartige Sprache, Protagonisten, die man einfach lieben und hassen muss, Nebencharaktere welche die Story bereichern und nicht nur füllen und eine fantastische Storyline. Bei mir sind keine Wünsche offengeblieben.

 

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